Die antike südamerikanische Stadt Caral ist mehrere tausend Jahre alt und lange verlassen. Nur wenige Funde und halb zerfallene Ruinen erzählen von der einstigen Blütezeit der Stadt. Heute möchten wir herausfinden, was den erfolgreichen Designer Klaus-Jürgen Wrede dazu verleitet hat, die Ausgrabungsstätte Caral in einem fiktiven Spiel wieder lebendig werden zu lassen. Danke, dass du dir für uns Zeit nimmst, Klaus-Jürgen!
Funtails: Du bereist gerne die Welt. Wieso ist gerade Caral zu deinem Ausflugsziel geworden?
Klaus-Jürgen: Ich habe schon vor etwa 20 Jahren von der Entdeckung der ältesten Stadt Südamerikas gehört. Caral ist etwa 4.600 Jahre alt! Zu der Zeit gab es noch so gut wie keine Informationen über den Ort. Selbst heute ist das noch schwierig, da er kaum erforscht ist. Aber ich hatte damals schon die Absicht, ein Spiel über diese Stadt und diese Kultur zu machen; damit bin ich auch gestartet – mit dem Wissen, das ich zu der Zeit über Caral hatte. Doch erst durch meinen Besuch der Ausgrabungsstätte im Jahr 2016 konnte ich wirklich detailliert und auch inspirierter an dem Spiel weiterarbeiten und es schließlich fertig stellen.
Funtails: Du wolltest also ein Spiel über Caral entwickeln, seit es 2001 wiederentdeckt wurde, aber die Puzzleteile fügten sich erst nach deinem Besuch der Ausgrabungsstätte im Jahr 2016 zusammen. Was hat dich an Caral inspiriert?
Klaus-Jürgen: Es ist ein großartiges Gefühl, einen Ort wie diesen zu besuchen, der erst vor ein paar Jahren entdeckt und ausgegraben wurde. Obwohl man spürt, dass es sich um einen besonderen Ort handelt, ist es sehr schwierig, sich vorzustellen, wie das Leben dort aussah. Zumal man nur sehr wenig über die Kultur der Menschen weiß, die diese beeindruckenden Gebäude geschaffen haben.
Aber man spürt, dass der Ort und das gesamte Tal, das voller religiöser Stätten und Tempel ist, damals ein besonderer und spiritueller Ort voller Leben war.
Funtails: Was war der zündende Funke, der dich zur Entwicklung des Spiels angetrieben hat?
Klaus-Jürgen: Ganz klar das Thema. Ich mag alte religiöse Stätten und Kulturen, Tempel und Kulte in ihrer ganz besonderen Ausprägung sehr. Als ich von Caral erfahren habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Es interessiert mich persönlich, was das für eine Kultur war und wie sie vielleicht spätere Entwicklungen beeinflusst hat. Und diese Kultur ist sehr unerforscht und dadurch geheimnisvoll. Das löst eine unglaubliche Faszination in mir aus.
Warum haben sie zum Beispiel so viel Energie in den Bau von riesigen Tempeln gesteckt? Wie sah der Alltag der Menschen aus? Solche Fragen beschäftigen mich. In Caral selbst hat mich der riesige zentrale Tempel sehr fasziniert. Er ist auch zentrales Element des Spiels, denn alles zieht in die Mitte zu diesem Tempel.
Funtails: Was können die Spielerinnen und Spieler erwarten, wenn sie in eine Partie Caral eintauchen?
Klaus-Jürgen: Ich möchte, dass sie sich vorstellen, Teil der Menschen zu sein, die mit Begeisterung eine Pyramide nach der anderen in einer blühenden Stadt bauen, die irgendwann aufgegeben werden muss, um dann 4.600 Jahre später ausgegraben zu werden. Im Spiel fängt man meist mehrere Pyramiden an, weil man nicht sofort eine fertigstellen kann. Allerdings gibt es immer andere wichtige Aufgaben, die Vorrang haben und den Bau verzögern können.
Trotzdem besteht ein ständiger Druck, die Pyramiden fertigzustellen: Ein Architekt, der einen immer wieder nach vorne drängt, weil man auf dem spiralförmigen Weg zur Mitte nie hinter ihm bauen darf; die anderen Spieler, die zum zentralen Tempel vorrücken und damit die Runde vorzeitig beenden; und eine Menge Dinge, die man eigentlich unterwegs noch erledigen sollte.
Man muss sich also entscheiden, wie man all diese Möglichkeiten und Bedürfnisse unter einen Hut bringen will, denn man kann nicht alles, was man gerne machen würde, in der Zeit erledigen.
Ich mag diese Art von Dilemma in einem Spiel.
Funtails: Wie viel Arbeitszeit ist in die Entwicklung von Caral geflossen?
Klaus-Jürgen: Oh, eine ganze Menge! Das Spiel liegt mir sehr am Herzen: Im Jahr der Wiederentdeckung von Caral wurde mein erstes Spiel zum „Spiel des Jahres“ gekürt. Und ich mag den Namen Caral sehr, er hat eine gewisse Ähnlichkeit zum Titel meines ersten Spiels… 😉
Caral birgt viele faszinierende Geheimnisse. Mir war klar, dass ich irgendwann das Spiel CARAL machen würde. Doch es brauchte viele Versuche; es war sehr komplex und immer wieder habe ich vereinfacht und versucht, alles auf den Punkt zu bringen. Nach dem Besuch von Caral im Jahr 2016 habe ich dann konsequenter an CARAL gearbeitet – bis es dann so war, wie ich es mir vorgestellt habe… zusammengerechnet waren das sicherlich 5 Jahre.
Funtails: Wieso bist du mit deiner Spielidee zu Funtails gekommen?
Klaus-Jürgen: Ich kenne Steffen sehr gut und ich habe ja auch ein wenig bei Glen More II: Chronicles mitgewirkt. So hat sich das eigentlich von selbst ergeben, als wir irgendwann zusammen Prototypen getestet haben.
Ich freue mich sehr darüber, dass Funtails dieses Spiel von mir herausbringt. CARAL bedeutet mir sehr viel und ist super schön geworden!
Funtails: Was denkst du über die Cover Illustration von Hendrik auf der Spielschachtel?
Klaus-Jürgen: Ich finde die Illustration super! Das betrifft nicht nur das Cover, sondern das gesamte Spiel. Ich schätze Hendrik als Illustrator sehr! Er macht eine tolle Arbeit, ich war schon bei Glen More II begeistert. Und ich war froh, ihn auch für mein Spiel Fire & Stone gewinnen zu können. Es ist großartig, dass er nun auch CARAL illustriert!
DANKE an dieser Stelle, Hendrik, für die tolle Arbeit! 🙂
Das Interview wurde geführt von Janine Taplan.
CARAL startet am 19. Oktober auf Kickstarter!
Hier geht es zu unserer CARAL Kickstarter Vorschauseite.
Du findest uns auch auf der SPIEL in Essen! Besuche uns an Stand 1B103. Wir haben CARAL dabei!