Bild von Marco Troschka
Wir bekommen häufig Bilder von grandios bemalten Miniaturen zugeschickt. Bilder der Miniaturen von Feed the Kraken erreichen uns mit Abstand am Häufigsten. Ich persönlich freue mich jedes Mal, wenn ich sehen kann, mit wie viel Liebe ihr eure Miniaturen gestaltet! Ich kann euch auch verraten, dass diese Begeisterung vom Rest der Crew geteilt wird.
Mut zur Farbe!
Oft lese ich aber auch, dass sich manch eine*r nicht traut, Miniaturen mit etwas Farbe mehr Leben einzuhauchen. Das ist schlecht für uns, weil wir die Bilder der fertigen Miniaturen lieben – und auch für euch, da ihr euer volles gestalterisches Potential nicht ausschöpfen könnt! Bob Ross war schon immer ein großes Vorbild für mich, bis ins Kunststudium. Deswegen holt eure fröhlichen kleinen Pinsel und erinnert euch: „There are no mistakes, only happy accidents.“
Unser Bob-Ross-Ersatz
Ich habe etwas nach einem Bob-Ross-Ersatz für Feed the Kraken suchen müssen. Eines Tages ist mir dann Marco über den (virtuellen) Weg gelaufen und ich wusste: dieser Mann wird euch erklären können, wie man seinen Kraken bemalt! Auf Instagram teilt er verschiedenste großartig bemalte Figuren. Manchmal schaue ich dort einfach nur vorbei, um zu staunen. Er bemalt Miniaturen als Auftragsarbeiten. Das macht ihn also zu einem echten Profi. Falls ihr euch dafür interessiert, schaut doch mal auf seiner Website vorbei.
Bevor es los geht…
Die Erläuterungen zu jedem Arbeitsschritt und die Zutatenliste kommen von mir. Damit auch wirklich jede*r weiß, worum es geht. Jede Farbe ist außerdem verlinkt – nicht mit dem spezifischen Produkt, das Marco nennt, sondern mit der Farbe, die gemeint ist. So können sich die DaVincis unter euch direkt am Produkt orientieren und alle anderen bekommen eine grobe Vorstellung der Farbe, nach der sie sich richten können.
Ihr braucht:
- schwarze und weiße Grundierung
- ein helles, rosastichiges Beige
- ein Dunkelblau
- Türkis
- Grau-Grün
- Grau-Blau
- Sattes, knalliges Blau
- Himmelblau
- Leuchtendes Orange
- helles Violett
- helles Rose
- helles Gelb
- sattes Rot oder einen roten Wash (= mit einem Lasurmittel verdünnte Farbe)
- einen dunkelblauen Wash, falls ihr euer Dunkelblau nicht mit einem Lasurmittel verdünnt
- ein Lasurmittel, Marco nutzt Glaze Medium
- ein farbloses Lösungsmittel, Marco nutzt White Spirit
- einen Trockenbürstpinsel
- Rundpinsel für Miniaturen eurer Wahl und Vorliebe
Jetzt aber ran die Pinsel! Damit übergebe ich an Marco und sein Tutorial.
Auf ins Kraken-Tutorial!
Seitdem ich die Figuren damals für den Kickstarter bemalt habe, bekomme ich die Modelle immer mal wieder als Auftrag und freue mich noch jedes Mal drüber. Oft soll der Stil der damaligen Bemalung ähneln und ich habe mittlerweile einen schönen Workflow, der mir viel Spaß macht und mit sehr unkomplizierten Arbeitsschritten auskommt:
1. Schwarze Grundierung – Genau das, was ihr vermutet. Nehmt eine schwarze Grundierung und sprüht die ganze Miniatur an. Das muss nicht besonders schön aussehen. Hauptsache, es ist möglichst gleichmäßig.
2. Mit weißer Grundierung erstes Preshading/Highlights/Volumen festlegen. – Das klingt jetzt schon etwas professioneller, ist es aber nicht. Ihr nehmt eine weiße Grundierung und sprüht die Figur leicht an. Bitte nachdem die schwarze Schicht getrocknet ist! Die weiße Grundierung sollte nur auf den erhöhten Punkten der Miniatur sein – also dort, wo auch das Licht auftreffen würde. Ihr wisst nicht, was damit gemeint ist? Im Sommer scheint euch das Licht von oben auf die Schulter, nicht unter die Achsel. Bei Kraken funktioniert das ähnlich.
3. Haut mit Pale Flesh (Scale75) einsprühen. – Ein kreativer Name für ein helles, rosastichiges Beige! Ab diesem Punkt müsst ihr nicht unbedingt Sprühfarbe nutzen. Ihr könnt auch fröhlich pinseln. Sprühen geht nur etwas schneller.
4. Wasser mit Dark Sea Blue (Vallejo) einsprühen. – Dieser Farbton ist ein dunkles Schwarz-Blau.
5. Mit dem Trockenbürstpinsel schichte ich die Farbe vom Wasser (durch Trockenbürsten und Stupfen). Dabei achte ich darauf, immer mehr die Highlights zu bestimmen und die Schatten auszulassen. – Das erfordert wahrscheinlich etwas Erklärung! Trockenbürsten, nie gehört? Erinnert ihr euch an die harten Flachpinsel aus dem Kunstunterricht? Diese borstigen Teile? Ungefähr so sehen Trockenbürstpinsel aus – nur viel kleiner, da ihr hier schließlich eine Miniatur bemalt. Beim Trockenbürsten ist es wichtig, nicht zu viel Farbe auf dem Pinsel zu haben. Tupft die Farbe am besten vorher ab. Wenn ihr euch fragt: „Malt der so überhaupt noch?“, habt ihr es richtig gemacht.„Stupfen“ ist ein schlaues Wort für den Vorgang, einen dicht gebundenen Pinsel senkrecht auf den Untergrund zu drücken, den ihr bemalen wollt. Auch das macht bitte mit sehr wenig Farbe auf dem Pinsel. Highlights und Schatten kennt ihr auch schon! Wenn ihr euch unsicher seid, holt eure Schreibtischlampe raus und leuchtet die Miniatur von oben an. Die beleuchteten Stellen malt ihr heller. Die Stellen, die im Schatten liegen belasst ihr dunkel.
Verwendete Farben, von dunkel nach hell:
Turqoise(Vallejo)/Dark Sea Blue 50 zu 50 gemischt
6. Die Haut färbe ich mit verdünnter Army Painter Speedpaint Farbe ein (Fire Giant Orange), mit ein wenig Glaze Medium verdünnt. – Das bedeutet, ihr verdünnt Orange mit einem Lasurmittel, damit es nicht komplett deckt.
7. Wenn alles ordentlich durchgetrocknet ist, fahre ich mit den Armen und Saugnäpfen fort. Ebenfalls einfach mit einem kleinen Trockenbürstpinsel, zuerst Lustful Purple (Vallejo) dann Old Rose (Vallejo) über die Saugnäpfe und um die Hautpartien herum bürsten.– Erstere Farbe ist ein helles Violett, zweiteres ein sehr heller Rosaton.
8. Um die Struktur auf dem Körper noch ein wenig abzubilden, bürste ich ebenfalls mit dem kleinen Trockenbürstpinsel noch ein wenig über die Highlight-Strukturen, mit den Farben Pale Yellow (Vallejo) und Light Yellow (Vallejo). – Die Farben sind glücklicherweise sehr aussagekräftig! Ihr betont hier nochmal den Lichteinfall mit einem hellen Gelb.
9. Die Augen male ich ebenfalls nochmal mit den beiden Gelb Farben an und nutze noch Marduk Yellow (Scale75) zum Aufhellen. – Ihr könnt euer bestehendes Gelb auch mit Weiß etwas aufhellen.
10. Zum Schluss nutze ich 2 stark verdünnte Ölfarben, um nochmal mehr Kontrast zu erzeugen. Für den kompletten Körper und die Tentakeln Coagulated Blood (Abteilung502) und für das Wasser Midnight Blue (Abteilung502). Ich verdünne beide Farben jeweils mit White Spirit (das ist ein farbloses Lösungsmittel zum Verdünnen von Farben) und trage zuerst das Rot auf, lasse es trocknen und zum Schluss das Blau für das Wasser. – Es gibt diese Washes auch fertig zu kaufen. Anfänger*innen würde ich empfehlen, zu einem fertigen Produkt in Rot und Dunkelblau zu greifen. Marco stellt hier einen Wash selbst her, indem er Farbe mit einem Lasurmittel verdünnt.
11. Wenn die Washes getrocknet sind, nehme ich mit einem Schwämmchen und White Spirit (ein Lösungsmittel) wieder etwas von der Ölfarbe von den Wasser Highlights weg, damit diese noch heller erscheinen. – Dieser Schritt ist auch etwas für Fortgeschrittenere. Ihr nutzt ein Lösungsmittel, um einige Partien aufzuhellen. Ich bin mir aber sicher, eure Miniatur sieht auch großartig aus, wenn ihr das hier überspringt.
12. Am Ende besprühe ich alles noch mit Matt Varnish. – Das ist ein matter Lack, der die Farben beständig und haltbar macht.
Bild von Marco Troschka