„Treehouse Diner“ ist unser erstes Familienspiel und war gleichzeitig Maikels Erstprojekt als Redakteur. Du kennst ihn wahrscheinlich als Mitautoren von „Feed the Kraken“ oder als Captain auf den Charakterkarten des Spiels. Die Überarbeitung von Rüdiger Dorns „Da Luigi“ war Maikels erster Schritt weg vom Webentwickler hin zu einem Vollzeitjob in der Brettspielwelt. Das Ergebnis könnt ihr mittlerweile sehen und spielen. Aber wie wurde „Da Luigi“ zu „Treehouse Diner“?

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Aus den Urzeiten von Funtails

Kurz nach dem Urknall dieses Unternehmens müssen sich Rüdiger Dorn und Steffen zusammengefunden haben, um über die zukünftigen Spiele des Verlags zu sinnieren. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Den Ansatz, der „Treehouse Diner“ zugrunde liegt, kann man sich ähnlich vorstellen wie die Idee zu „Glen More II“ – „Da Luigi II Chronicles“ ist nur ein wirklich schrecklicher Name für ein Familienspiel.

Im Originalspiel gab es leider einen Druckfehler, der auch einige Regelunsicherheiten mit sich brachte. „Ärgerlich“ ist da noch ein sehr milder Ausdruck. Darüber hinaus hatte Rüdiger Dorn noch mehr Anpassungen erarbeitet und gesammelt.

Maikel und sein Weg ins „Treehouse Diner“

„Wenn ich ein Spiel mit meinen Eltern spielen kann, ist Weihnachten nicht so langweilig.“ – perfekte Voraussetzungen also für Maikels Erstprojekt bei Funtails! Die ersten zwei Monate der redaktionellen Arbeit hat sich Maikel vorwiegend mit dem Spielen und dem Sammeln von Ideen und Verbesserungsvorschlägen befasst. Er hat an Modulen gebaut, sie ausprobiert und wieder verworfen, um wieder andere Ideen umzusetzen. So konnte er nach und nach die Funktionen der Module eingrenzen.

Und dann war schon wieder Weihnachten! Ein Redakteur arbeitet natürlich nicht Vollzeit an einem Spiel. Nebenbei muss auch noch das Tagesgeschäft erledigt werden – so kümmert sich Maikel beispielsweise auch um die Betreuung der Kickstarter. Die intensive Umsetzung begann also erst nach dem zweiten Härtetest beim Weihnachtsbesuch bei der Familie.

Dann war es schließlich so weit: der magische Prozess des Schreibens der Anleitung war gekommen! „Magisch“ wirkt es wahrscheinlich nur von außen. Für Maikel war dieser Schritt seiner Arbeit der Moment, in dem er sich endgültig für eine Version des Spiels entscheiden musste. Das Schreiben ist ein Entscheidungsprozess, bei dem man die vorangegangene Arbeit zusammenfassen und spezifizieren muss.

Der Alltag eines Brettspiel-Redakteurs

„Das erste Mal in meinem Leben durfte ich mich tagsüber in meiner Arbeitszeit mit einem Brettspiel beschäftigen!“ Seine Autorentätigkeit an „Feed the Kraken“ musste Maikel meist in den Abend oder ins Wochenende schieben. Das Hobby zum Beruf zu machen, ist eine gehörige Umstellung – aber in der Brettspielwelt haben wir da schließlich auch Erfahrung mit.

Mit einer Spieler*innenanzahl von 2-4 Personen hat „Treehouse Diner“ angenehme Voraussetzungen für die Playtest-Sessions. Oft hat sich Maikel auch allein in die Testrunden gestürzt und einen zweiten Spieler simuliert. Wie früher im Kinderzimmer – nur um einiges professioneller!

Eine wichtige Faustregel für die Arbeit an Familienspielen hat Maikel durch die Arbeit begleitet: die Frage „Kann ich mit dieser Regel auch mit meiner Oma spielen?“ Wenn auch nur indirekt hatte Maikels Oma also großen Einfluss auf „Treehouse Diner“.  Neben dieser Rahmensetzung war es natürlich immer wichtig, den Kern von „Da Luigi“ zu erhalten.

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Folgt Maikel in die Tiefen der Regelarbeit!

Was sind die genauen Unterschiede zwischen „DaLuigi“ und „Treehouse Diner“? Maikel gibt eine kurze Übersicht der Überarbeitung für die Neuauflage:

  1. Das Küchenboard ist grundlegend erhalten geblieben. Maikel berichtet von einem Aha-Moment nach mehreren Testrunden, der dazu führte, dass dieses Kernelement geblieben ist.
  2. Die Marktauslage und Kunden: Die veränderten Bezeichnungen verraten schon: hier gab es einige Neuerungen! Die Marktauslage wurde Stück für Stück zur Vorratskammer und die Kunden wanderten auf das Telefontableau. Bei „Da Luigi“ war auch der Take-That-Moment viel stärker, da die Bestellungen direkt vergeben wurden. Maikels Oma hätte es nicht übers Herz gebracht, jemandem eine schlechte Bestellung in die Hand zu drücken. Daher wurde der Mechanismus modifiziert, sodass sich nun alle Spieler*innen nacheinander eine Bestellung von der Telefonauslage aussuchen. So muss keine Oma am Spieltisch ein schlechtes Gewissen haben!
  3. Näheres zur Marktauslage: Wie schon angeklungen ist, wurde dieses Element komplett überarbeitet. Im Original gab es eine ganz andere Aufteilung der Kosten. Die Kosten waren die Anzahl der Zutaten -1. Eine einzelne Zutat war also umsonst. Maikel war sich sicher: „Das checkt meine Oma nicht!“ Daher wurden die Kosten an die Anzahl der Zutaten angeglichen. Das Problem: Maikel hatte eine Inflation ausgelöst. Es mussten Gegenmaßnamen eingeleitet werden: Es gibt nun mehr Möglichkeiten, zufällige Zutaten zu erhalten. Die Regalboni der Vorratskammer wurden außerdem erfunden. Wenn eine Zeile mit Zutaten geleert wird, erhält der betreffende Spieler einen Bonus. Dafür haben alle anderen am Tisch eine größere Auswahl an Zutaten.
  4. Die Spieler*innenanzahl wurde neu ausbalanciert. „Treehouse Diner“ enthält modulare Spielpläne, die je nach Personenanzahl am Tisch verschieden zusammengesteckt werden können.
  5. Und selbstverständlich sollte man auch die integrierten Minierweiterungen nicht vergessen! Genaueres findest du hier auf der Produktseite des Spiels.
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Bastelleidenschaften

Bei Funtails spielen wir die Spiele, die sich noch in der Entwicklung befinden, häufig online. Wenn man nebenbei Mails beantwortet oder Videos schaut, fällt die Downtime natürlich weniger auf. (Was ich natürlich nie mache!) Deswegen bastelt Maikel so früh wie möglich Prototypen, die er mit seiner Spielerunde testen kann. Am physischen Spieltisch muss man den anderen auch in die Augen gucken, wenn man ihnen eine wichtige Zutat vor der Nase wegschnappt!

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Viele Fragen an dich!

Von „Comet“ haben wir schon die ersten Bilder zeigen können. Im Januar sollten wir die ersten Prototypen haben, die wir zeigen können. Was würde dich besonders zu unserem neuen Spiel interessieren? Möchtest du eher einen Einblick in die Entstehungsgeschichte, wie in diesem Beitrag? Vielleicht sind es auch eher die Illustrationen oder die Regeln des Prototyps, die dich fesseln?

Hier gibt es schon mal ein exklusives Bild aus einer sehr geheimen Playtestrunde des (über)nächsten Spiels:

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