Auch an gute Stimmung muss man sich gewöhnen
Einer der größten Vorteile an einem Praktikum ist, dass man ganz viele Menschen aus einem Unternehmen kennen lernen darf. Ich versuche, so viel wie möglich von dieser Erfahrung mit dir zu teilen – einen kleinen Einblick in Hendrik Noacks Arbeitsfeld hatte ich dir ja schon gegeben.
Mir ist aufgefallen, dass die Funtails-Crew mit unglaublich viel Leidenschaft hinter ihren Spielen steht. Mein Praktikum bei Funtails ist mein erstes in einem Brettspielverlag – und ich war nicht darauf vorbereitet, wie offen und motiviert alle sind. Der Montagmorgen ist auch hier ein schwieriger Moment, da muss man sich keine Illusionen machen. Mir ist eher die Arbeitsweise aufgefallen. Hier wird sich sehr viel Zeit für die Details genommen. Jeder tüftelt an seinem Bereich mit dem Anspruch, dass dir das Ergebnis maximal viel Freude bringen soll.
Ich habe noch nie jemanden so verliebt über Flughörnchen-Skizzen reden hören wie Hendrik … und Hans hat mich unerschütterlich darin bestärkt, dass man mit Logik und strukturiertem Denken unglaublich großartige Dinge tun kann. Ich habe schon in einige Berufsfelder schnuppern dürfen und oft haben die Menschen eine Art professionelle Rolle gespielt, die zum jeweiligen Beruf gepasst hat. Hier bei Funtails tun die Leute das nicht. Sie scheinen einfach Lust auf ihren Job zu haben.
Das war im ersten Moment etwas ungewohnt. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.
Der Mann hinter den Nachrichten
Als ich mich mit Henrik Sörgel unterhalten habe, hat er diesen Eindruck wunderbar zusammengefasst. Du kennst ihn vielleicht sogar schon aus Mails oder Direktnachrichten – Henrik kümmert sich im Service um deine Anfragen und Probleme, wenn er nicht gerade auf dem Weg zu seinem nächsten Reiseziel ist. Er nimmt sich momentan ein wenig Zeit, um die Welt zu entdecken. Leider kann ich dir keinen Exklusivtermin mit Henrik ermöglichen, deswegen möchte ich dir wenigstens dieses Gespräch zugänglich machen.
Entschuldige das Vorurteil: aber ich habe Kundenservice lange für einen undankbaren Job mit vielen unhöflichen Anfragen gehalten. Und plötzlich kommt Henrik um die Ecke und ist total begeistert vom Kundenservice! Er hat auch gleich klar gemacht, dass er genau deshalb seinen beruflichen Kurs neu justiert hat und nun Richtung Brettsiel schippert: es ist die Community, die ihn begeistert hat.
Wo bleibt der Anzug, Henrik?
Henrik hat seinen Bachelor in Mathematik absolviert und dementsprechend Berufsaussichten, von denen ich als Philosophiestudentin nur fantasieren kann. Warum sitzt er also nicht in diesem Moment im Anzug in der nächsten Großbank? Er reist stattdessen durch Italien und Kroatien, wandert mit Freunden in Österreich und betreut nebenbei den Service von Funtails. Den Begriff „digitaler Nomade“ hatte er noch nie gehört, bevor er selbst einer wurde. So hat er es mir jedenfalls erzählt.
Henrik hat mir auch davon berichtet, wie es ist, mit der Gewissheit zu studieren, dass man mit seinem Fach finanziell gut abgesichert ist – und wie schwierig es war, sich trotzdem dagegen zu entscheiden. Er hat einfach Spaß an seiner Arbeit bei Funtails und mit den Menschen, die ihm dabei begegnen. Genau das ist es, was mir an den Menschen bei Funtails aufgefallen ist. Ich kann es nicht direkt benennen – aber Henrik wird es dir zeigen.
Er hat sich seine berufliche Zukunft ähnlich vorgestellt, wie ich sie eben beschrieben habe: im Anzug in einer Bank. Natürlich hätte er sich dort zu Tode langweilen können, um damit eine Menge Geld zu verdienen. Das hätte ihn aber nicht glücklich gemacht. Als er mir das so erzählt hat, klang er zuversichtlich und zufrieden.
Limonade und Piratenwitze
Kurz danach hat er mir herzlich von Menschen berichtet, die Sprite über ihr Spielmaterial gekippt haben und deshalb Ersatz angefragt haben. Er berichtete über Fotos von liebevoll bemalten Kraken-Miniaturen und der Neigung mancher Kunden, Piratenwitze zu machen. Er klang genau wie Hendrik, wenn dieser über seine Zeichnungen redet! Deswegen hat es mich auch nicht überrascht, dass Henrik extra für die „SPIEL“ sein Nomadentum nach Essen verlagert. Dort (Halle 5, G104) sogar komplett analog.
Druckreife Weisheiten
Eigentlich ist er erst Anfang des Jahres mit einem Redaktionspraktikum in die Brettspielwelt eingetaucht. Es zeugt auch von Hans´ und Maikels Begeisterungsfähigkeit, dass er gleich geblieben ist. Henrik scheint von der Aussicht auf einen öden Berufsalltag mit viel Geld nach dem Feierabend nicht sonderlich gefesselt gewesen zu sein. Er hat mir berichtet, wie gut er sich mit der Redaktion verstanden hat und wie wohl er sich auf den Messen fühlt. „Das Wichtigste sind die Leute und der Spaß, nicht das Geld.“ – das könnte man so auf eine Tasse drucken, er hat es aber wirklich so gesagt!